Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht. Ein gutes halbes Jahr bin ich nun schon unterwegs und ich finde, es ist an der Zeit mal ein kleines Fazit zu ziehen.

Die Reise begann eigentlich genauso wie ich es mir vorgestellt hatte. Und das alleine Reisen machte mir nicht im geringsten was aus. Im Gegenteil. Es war genau die richtige Entscheidung. So konnte ich ohne Rücksicht den Weg gehen, den ich für richtig hielt.
Mit dem Verlust des Handys gab es zwar einen kleinen Dämpfer, aber den nahm ich nach kurzem Verdauen doch recht locker hin. Ich denke, zu einem späteren Zeitpunkt hätte es schon wieder ganz andere Konsequenzen haben können. Meine Aufenthalte in Thailand, Malaysia und Singapur hätten im Großen und Ganzen ruhig 1 – 2 Wochen länger sein können.

Australien – ich komme!!!

Dann ging es endlich weiter nach Australien. Alles super. Am ersten Abend lernte ich auch gleich Melanie kennen und mit ihr konnte ich die Tage und den Jahreswechsel genießen.
Schicksal… Zufall… Glück… was auch immer. Auf jeden Fall bin ich verdammt froh, dass es so gekommen ist. Mit ihr ist das Leben hier um einiges schöner.

Ende Januar kaufte ich mir einen Van. Endlich mein eigenes Zuhause. Ich habe nicht groß gesucht oder Preise verglichen. Wer mich kennt der weiß, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann will ich es sofort.
Im Nachhinein hatte ich natürlich auch Glück und bisher sind keine Reparaturen angefallen.
Es wären vielleicht ein paar kleine Schönheitsreparaturen nötig gewesen, aber solange er läuft und die Werkstätten beim Service keine größeren Einwände haben, kann es nicht so schlimm sein.

Aus Fehlern lernt man

Eine Woche nachdem ich das Auto gekauft hatte, ging der kleine Roadtrip auch schon los. Heute weiß ich natürlich, was ich auf der Rundreise alles hätte besser machen können. Wenn aber noch genug Geld auf dem Konto ist, macht man sich darüber nicht so viele Gedanken. So habe ich einige – vielleicht auch unnötige, Kilometer hinter mich gebracht.

Die „Quittung“ bekam ich dann ungefähr Anfang April. Eine Erfahrung, die wohl viele Backpacker machen müssen. Das lässt sich wohl bei der ersten langen Reise kaum vermeiden. Und aus Fehlern lernt man ja hoffentlich.

Ich war pleite!

Aber nicht nur ein bisschen, sondern so richtig. Mein Reisebudget war aufgebraucht. Die Arbeitssuche gestaltete sich schwierig und es war nichts in Sicht. Jeden Tag verbrachte ich in der Bücherei.
Jeden Tag blätterte ich aufs Neue die Stellenangebote durch. Angebote gab es wie Sand am Meer, doch leider auch andere Leute, allen voran Backpacker, die diese Jobs auch haben wollten.
Ausgerechnet in dieser Zeit ging mein Tablet kaputt. Außerdem erhielt ich die Nachricht, dass der Hersteller von meinem Tauchcomputer, der ja ebenfalls kaputt ging und eingeschickt wurde, keine Garantie übernimmt (9 Monate alt, Neupreis ca. 500 €).
In diesen Tagen war ich echt am Ende und habe schon Gedanken daran verschwendet wieder nach Deutschland zu fliegen.
Aber auch Dank und gerade wegen Melanie, konnte dies nur der allerletzte Schritt sein.
Auch wenn ich eigentlich alleine Reisen wollte, bin ich doch froh darüber, dass ich jetzt so einen tollen Menschen an meiner Seite habe.

Ich musste irgendwie an Geld kommen. Familie oder Freunde fragen kam für mich nicht in Frage. Eher würde ich betteln gehen. Also beschloss ich mir nochmal 500 € von meinem Girokonto zu überweisen, was ich eigentlich nicht anrühren wollte. Aber ich hatte ja keine Wahl.
Also schnell das Geld überwiesen und den Kopf auf absoluten Sparkurs eingestellt. Das bedeutete natürlich auch ungesunde Ernährung die nächsten Tage und Wochen.
Da gab es auch öfter mal nur gekochten Reis. Wenn andere Menschen das täglich essen können, kann es mir ja nicht schaden. Es war definitiv besser, als meinen großen Traum hinzuschmeißen.
In dem Moment war ich auch verdammt froh, mir das Auto gekauft zu haben. So fiel wenigstens keine Miete für Hostel oder Zimmer in einem Appartment an.

Ein Lichtblick am Horizont

Nach ca. 2 Wochen und kurz vor unserer Abreise kam dann der erlösende Anruf. Ich konnte als Gerüstbauer anfangen zu arbeiten. Jetzt habe ich seit 2 Wochen schon wieder einen anderen Job, in einer Firma die Garagen, Caports, Scheunen usw. baut.
Das ist natürlich genau meins. Kollegen und Chef sind auch super und es könnte zur Zeit nicht viel besser laufen am anderen Ende der Welt und am liebsten würde ich hier gar nicht mehr weg.

„Wer die Tiefen des Lebens nicht kennt, lernt die Höhen nicht zu schätzen“

Fazit:

Es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Auch wenn ich dadurch auf Dinge im Leben verzichten muss, die mir viel bedeuteten.
Reisen. Neue Orte dieser wunderschönen Welt entdecken. Kein tristes 0815 Leben in Deutschland. Eine neue Sprache. Einfach eine schöne neue Erfahrung fürs Leben, die mir keiner mehr nehmen kann.
Auch wenn es nicht immer leicht ist. Es gibt immer wieder Rückschläge und ich vermisse in manchen Momenten natürlich meine Familie, Freunde und besonders meinen Hund.
Ich bin mir dennoch sicher, dass hier in Australien ein besseres Leben wartet und werde alles dafür tun, um hier bleiben zu können. Vielleicht nicht für immer, aber definitiv für die nächsten 4 – 5 Jahre.
Ob es alles so klappt wie ich mir das wünsche, wird man sehen.

Ach, das Beste hätte ich fast vergessen – das Leben im Campervan.
Einfach der Hammer! Man spart nicht nur eine Menge Geld, man verbringt auch noch viel Zeit draußen. Auch bei schlechtem Wetter.
Man hockt nicht in der Wohnung, vor einem eigentlich total unnötigen Fernseher. Wenn ich daran denke, wie viel Lebenszeit ich in den letzten Jahren regelrecht daheim verschwendet habe, wird mir schlecht.
Man genießt das Leben viel mehr. Geht öfter mal in eine Bar, Cafe oder läuft einfach mal so in der Stadt oder am Meer entlang.

Go for it

Ein Tipp an alle, die noch im richtigen Alter für Work and Travel sind: Macht es!!!
Es ist eine tolle Lebenserfahrung, die so verdammt viel mit sich bringt.
Und es muss ja nicht Australien sein. Die Welt bietet noch so viele andere Länder, in denen dies möglich ist.

Und allen anderen, die schon aus dem Alter raus sind, kann ich nur empfehlen mehr Geld in das Reisen zu investieren. Dafür ist es ja zum Glück nie zu spät.